Was ist die beste Pflege für empfindliche Rosacea-Haut?
Eigentlich ist es für jede Haut wichtig, ausschließlich milde Hautpflegeprodukte zu verwenden. Für sensible und verletzliche von Rosacea betroffene Haut ist das jedoch ein Muss. Die Suche nach passenden Produkten kann jedoch auch eine unglaubliche Odyssee sein. Vor allem, da Kosmetika oft mit irreführenden Claims wie „hypoallergen“ oder „speziell für sensible Haut“ versehen werden, die alle nichts aussagen und keine einzige Garantie bieten. Das war damals für mich der Grund, mit meinem Blog zu beginnen und endlich auch eigene Produkte zu entwickeln, die selbst für sensibelste Rosacea-Haut geeignet sind. Ich habe nämlich auch Rosacea.
Wussten Sie, dass von Rosacea Betroffene auch öfter an Migräne leiden? Das geht aus immer mehr Studien hervor. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen: Denn ich habe auch seit Jahren Migräne. Die Kopfschmerzen habe ich leider noch nicht gut unter Kontrolle, meine Rosacea-Beschwerden hingegen schon. Okay, bis auf den einen oder anderen Flush. Darum teile ich hier gern meine Erkenntnisse mit Ihnen.
Leider nicht nur eincremen oder einnehmen
Bei Rosacea hilft es nicht, mal ein paar Wochen lang eine Salbe oder Tablette zu nehmen. Das gilt übrigens für viele Krankheiten. Ich habe aber festgestellt, dass es viele doch überrascht. Die Pflege und Behandlung von Rosacea-Haut ist etwas, dass man fortwährend tun muss. Eine gute, praktikable Hautpflegeroutine ist darum unglaublich wichtig. Lernen Sie Ihre Haut gut kennen, aber auch den Rest Ihres Körpers, denn Rosacea beschränkt sich nicht nur auf unser Äußeres. Aber dazu gleich mehr, jetzt erst einmal zurück zur Routine.
Was ist eine gute Routine?
Was ist eine gute Routine? Und worauf sollten Sie bei der Hautpflege achten? In jedem Fall meiden sollten Sie Parfüm und Alkohol. Benutzen Sie nicht zu viele neue Produkte zur selben Zeit. Benutzen Sie neue Produkte immer nacheinander und geben Sie Hautpflegeprodukten oder Medikamenten auch wirklich Zeit zu wirken.
Ein milder Reiniger, eine milde Creme und UV-Schutz!
Kein einziges Produkt verursacht so viele Hautprobleme wie ein falsch gewählter Cleanser. Ich rate Ihnen zu einem äußerst milden, mit Wasser abspülbaren Cleanser. Sie können sich merken: Je mehr ein Produkt schäumt oder sprudelt, desto aggressiver ist es zur Haut. Wählen Sie in jedem Fall ein parfümfreies, das beugt vielen Problemen vor.
Darüber hinaus sollten Sie eine beruhigende und pflegende Creme verwenden. Besonders wichtig bei Rosacea ist eine Sonnencreme für das Gesicht! Denn Rosacea-Haut reagiert besonders empfindlich auf Sonnenlicht. Da viele von Rosacea Betroffene wenig Antioxidantien aufnehmen, können freie Radikale weniger gut „weggefangen“ werden und Schäden anrichten. Wenn Rosacea-Haut Sonnenlicht ausgesetzt wird, werden mehr cAMP-Eiweiße gebildet. Obwohl diese antibakteriellen Eiweiße uns vor Eindringlingen schützen, verursachen sie bei Menschen mit Rosacea, deren Immunsystem überempfindlich eingestellt ist, Entzündungen in der Haut.
Haben Sie eine gute, milde Basishautpflege gefunden, dann ist Ihr Hautbild wahrscheinlich ziemlich ruhig. Aber Sie möchten sicherlich auch Ihr Hautbild verbessern. Das können Sie schrittweise mit (Frucht-)Säuren probieren.
Inhaltsstoffe, bei denen ich gute Ergebnisse sehe
Welche Produkte sollten Sie dann wählen? Das ist wirklich sehr individuell. Was bei dem einen für einen ruhigen und strahlenden Teint sorgt, kann beim nächsten vielleicht Rötungen oder Knötchen verursachen. Ich selbst habe gute Erfahrungen mit beispielsweise Niacinamid, Vitamin C und Süßholzwurzelextrakt gemacht. Daher sollten Sie probieren, Produkte mit diesen Stoffen in ausreichend hohen Konzentrationen zu finden. Achten Sie außerdem darauf, dass Ihr Produkt in einem Pumpspender verpackt ist, denn diese Stoffe werden schnell durch Licht und Luft inaktiviert.
Zu viele Demodex-Milben
Auch nicht unwichtig ist, dass ich in meiner Klinik bei Rosacea-Beschwerden oft ein übermäßiges Wachstum von Demodex-Milben unter dem Mikroskop sehe. Ein typisches Merkmal ist, dass Betroffene oft sehr sensible und leicht gereizte Augen haben. Demodex-Milben kommen bei jedem Menschen auf der Haut vor, aber bei Rosacea besteht hier manchmal eine Dysbalance. Oft verschreibe ich dagegen Ivermectin. Darüber hinaus habe ich festgestellt, dass Azelainsäure dazu beitragen kann, die Balance der Milben in Schach zu halten.
Es gibt noch weitere Medikamente, die bei Rosacea eingesetzt werden können, zum Beispiel Antibiotika(cremes) oder eine sehr niedrige Dosis Isotretinoin. Aber auch hier gilt nicht: one size fits all. Bei Rosacea ist es wirklich wichtig, die Haut zu analysieren und dann einen Behandlungsplan zu erstellen.
Nicht nur ein äußeres Problem
Wenn man von Rosacea, oder beispielsweise auch Akne, betroffen ist, ist es gut nicht nur das äußere Erscheinungsbild zu betrachten. Es gibt inzwischen viele Hinweise, dass Rosacea-Patienten häufiger Darmprobleme haben. Aus der Literatur geht hervor, dass diese Menschen häufiger von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Reizdarm und Zöliakie betroffen zu sein scheinen. Ich habe dazu auch Studien durchgeführt. Auch wir haben bei Rosacea mehr Beschwerden wie Durchfall, Verdauungsprobleme, Verstopfung und Bauchschmerzen festgestellt als bei Menschen ohne Hautprobleme.
Sollten auch Sie Darmbeschwerden haben, kann eine Reihe von Ereignissen dazu führen, dass Ihr Körper, und auch Ihre Haut, sehr stark reagieren. Das kann sich auch wieder auf den Hormonhaushalt auswirken und damit wiederum auf die Haut. Es zahlt sich wirklich aus, das zu untersuchen. Wenn Sie Hautbeschwerden und viele Darmprobleme haben, sollten Sie untersuchen lassen, ob es einen Grund für Ihre Darmbeschwerden gibt. Denn Studien haben gezeigt, dass sich das Hautbild oft nach Behandlung der Darmbeschwerden besserte.
Tagebuch führen
Jeder Rosacea-Patient weiß, wie schwierig es sein kann, die Rötungen und die Anfälle unter Kontrolle zu bekommen. Trigger wie Kälte, Wind, warme Getränke, rauchen und Sonnenstrahlen sind vielen wahrscheinlich bekannt. Es gibt jedoch auch ziemlich viele Lebensmittel, die die Beschwerden verschlimmern können. Das ist oft nicht sofort deutlich. Dazu zählen Tomaten, Spinat, Avocados, Mangos, Kiwis, Erdbeeren, aber auch Gewürze wie Zimt und Koriander. Es betrifft unter anderem Produkte, die Histamine enthalten oder im Körper freisetzen. In meiner Praxis merke ich immer wieder, dass viele das nicht wissen. Und so kann gerade der so gesunde Spinat-Smoothie oder Mango-Shake unbemerkt für Probleme statt eines strahlenden, frischen Looks sorgen. Ich gebe oft den Tipp, in einem Tagebuch festzuhalten, was man isst und ob sich die Hautbeschwerden verschlimmern oder verbessern. Das vergisst man nämlich schnell.
Alles unter Kontrolle
Ich bin immer unglaublich froh, wenn ich jemandem helfen kann, Rosacea unter Kontrolle zu bekommen. Das bedeutet nämlich, dass wir zusammen eine gute Hautpflegeroutine aufgebaut haben, bei der nur wenige Beschwerden auftreten. Aber auch, dass man besser versteht, welche Trigger Probleme verursachen und wie man diese beeinflussen kann.
Kennen Sie schon meinen Blog? Schauen Sie ruhig einmal vorbei. Ich habe viele Blogartikel über Rosacea geschrieben. Bei Fragen helfen Ihnen die Hautexperten in meinem Team gern weiter. Fragen zum Lebensstil und zur Ernährung kann Ihnen mein Ernährungswissenschaftler beantworten. Wir haben auch viel Erfahrung mit Rosacea.
Dr. Jetske Ultee