Tetrazykline
Erste Generation
Seit Jahrzehnten werden Tetrazykline in der Behandlung von Rosazea
eingesetzt. So bewirkte eine zweimal tägliche Gabe von 250 mg über vier
Wochen bei 78 % der Patienten eine deutliche Besserung des Hautbefundes
bei papulopustulöser Rosazea. Eine Stabilisierung des Krankheitsbildes
konnte mit einer täglichen Gabe oder einer Einnahme von 250 mg
Tetrazyklin (sensu stricto - im strikten Sinne. AnmdRed) an jedem
zweiten Tag erreicht werden. Allerdings besteht eine hohe Rezidivrate
nach Absetzen der Therapie [75]. Die antibiotische Therapie ist sehr
effektiv gegen die Papeln und Pusteln als Ausdruck der Entzündung, hat
allerdings nur einen geringen Effekt auf Erythem und Teleangiektasien.
Tetrazyklin kann in der Dosierung von 250-1000 mg pro Tag eingesetzt
werden [76].
Die Wirkung der Tetrazykline beruht nach heutigem
Verständnis auf nicht-antibiotischen Wirkmechanismen. Die Substanzen
dieser Arzneistoffgruppe haben durch die Inhibition der Angiogenese, der
Chemotaxis der Neutrophilen, von proinflammatorischen Zytokinen und
Metalloproteinasen nicht nur auf die Rosazea, sondern auch auf
Autoimmunerkrankungen und andere Krankheiten eine positive Wirkung [77].
In Bezug auf neue Erkenntnis zur Pathophysiologie der Rosazea konnte
als molekularer Wirkungsmechanismus gezeigt werden, dass Doxycyclin die
proteolytische Aktivierung für die Entstehung der Rosazea wichtiger,
Kallikrein verwandter, Peptidasen und die Aktivierung von Cathelicidin
hemmen kann und dadurch möglicherweise seine anti-entzündlichen Effekte
vermittelt [78] (s. Kap. 3)
Zweite Generation
Die
zweite Generation der Tetrazykline (Minozyklin, Doxycyclin) ist ähnlich
effektiv in der Therapie der Rosazea. Diese Medikamente bieten im
Vergleich zum Tetrazyklin der ersten Generation den Vorteil der besseren
Bioverfügbarkeit sowie der längeren Halbwertszeit.
Weiterhin bieten
diese Tetrazykline die Möglichkeit, zu Mahlzeiten eingenommen zu werden,
was die gastrointestinalen Nebenwirkungen verringert [79]. Doxycyclin
und Minozyklin werden in der Therapie der Rosazea, außerhalb des
zugelassenen Anwendungsgebiets, in einer höheren Dosierung von 100-200
mg pro Tag angewandt [76].
75. Sneddon IB. A clinical trial of tetracycline in rosacea. Br J Dermatol. 1966; 78: 649-52.
76. Baldwin HE. Systemic therapy for rosacea. Skin Therapy Lett. 2007; 12: 1-5, 9.
77.
Sapadin AN, Fleischmajer R. Tetracyclines: nonantibiotic properties and
their clinical implications. J Am Acad Dermatol. 2006; 54: 258-65.
78.
Kanada KN, Nakatsuji T, Gallo RL. Doxycycline indirectly inhibits
proteolytic activation of tryptic kallikrein-related peptidases and
activation of cathelicidin. J Invest Dermatol. 2012; 132: 1435-42.
Quelle: Auszug aus der 013/065 Leitlinie Rosazea. Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft