Sonnenschutz und Kinderwunsch
Vatersein ist für die meisten Männer etwas ganz Besonderes. So freuen
sich werdende Väter auf ihre neue Lebensaufgabe und kümmern sich voller
Hingabe um ihr Kind. Doch eine dänische Studie gibt derzeit Grund zur
Besorgnis: Der Untersuchung zufolge kann nämlich Sonnenschutz die Chance
auf eine Vaterschaft senken. Die Forscher fanden heraus, dass einige
Inhaltsstoffe hormonell wirksam sind und Spermien negativ beeinflussen
können.
Hormonaktive Substanzen – nicht nur in Sonnenschutz
Als
sog. endokrine Disruptoren werden hormonaktive Substanzen bezeichnet,
die Veränderungen im Hormonsystem von Menschen und Tieren verursachen
und damit deren Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Im Alltag ist der
Umgang mit diesen Stoffen nahezu unvermeidbar: Sie stecken in
Verpackungen, Kosmetikartikeln, Lebensmitteln und vielen weiteren
Gegenständen des täglichen Gebrauchs. 1993 wurde eine Liste von Stoffen
mit endokrindisruptiven Eigenschaften veröffentlicht, 20 Jahre später
fertigten WHO/UNEP eine solche Übersicht an. Untersuchungen zufolge ist
jedes dritte Produkt belastet, besonders hoch ist die Belastung u. a. in
Sonnenschutzprodukten, deren chemische UV-Filter eine hormonelle
Wirkung aufweisen können. Besonders in der Kritik steht dabei der Stoff
Octocrylene, weil dieser darüber hinaus zu allergischen Reaktionen
führen kann.
Schon vor einiger Zeit stellten Forscher des
Center for Advanced European Studies and Research in Bonn fest, dass
bestimmte Inhaltsstoffe von Kosmetika sich auf die Zeugungsfähigkeit
auswirken können. Bei einer Untersuchung stellte das dänische
Forscherteam um Dr. Niels Skakkebaek nun fest, dass 29 der getesteten 31
Produkte den Calciumstoffwechsel von Spermien beeinträchtigen, indem
sie in den Hormonhaushalt eingreifen und das endokrine System stören.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass einige der Stoffe die Wirkung
des weiblichen Progesterons nachahmen. Das kann im schlimmsten Fall zu
Unfruchtbarkeit führen.
Verwirrte Spermien
Um
herauszufinden, wie UV-Filter auf gesunde Spermien wirken, testeten die
Wissenschaftler deren Einfluss in einer Pufferlösung, um zu simulieren,
dass sich diese in Eileitern befinden. Das Team konzentrierte sich auf
die Ionenkanäle, ihr größtes Interesse galt dabei dem Calciumkanal in
den Samenzellen CatSper, der für den Transport von Calciumionen
verantwortlich ist. Unter dem Einfluss von Progesteron jedoch können die
Calciumionen kurzzeitig direkt in die Spermien gelangen und ihre
Funktionen empfindlich stören. So können sich beispielsweise ihr
Schwimmverhalten und ihre Beweglichkeit verändern. Die Spermien
verhalten sich so, als seien sie bereits in der Eizelle angekommen. Acht
der 13 UV-Filter, die sich als endokrine Disruptoren erwiesen, führten
sogar zu einem starken Anstieg des Calciumionenzuflusses in die
Spermien.
Dass nach diesem Ergebnis Handlungsbedarf
besteht, steht wohl außer Frage: „Wir glauben, dass die
Zulassungsbehörden anhand dieser Ergebnisse einen genaueren Blick auf
die Inhaltsstoffe von Sonnenschutzprodukten werfen sollten“, so
Skakkebaek.
Quelle: Text: medicalpress.de
April 2016