Sonderformen der Rosazea

Neben der Einteilung in Schweregrade gibt es bei der Rosazea auch
verschiedene Ausprägungen, sog. Sonderformen. Es ist deshalb in jedem
Falle wichtig, eine genaue Diagnose durch die Dermatoloie einzuholen,
denn Rosazea ist nicht immer gleich Rosazea. Lesen Sie hier eine
Übersicht über verschiedene Sonderformen, die wir der Rosazea Leitlinie
entnommen haben.
Ophthalmorosazea
Circa
30-50% der Patienten mit kutaner Rosazea entwickeln zusätzlich eine
Augenbeteiligung. Die Hautbeteiligung kann aber bei primär an einer
Augenbeteiligung leidenden Patienten recht diskret vorhanden sein, was
eine genaue Anamnese erforderlich macht. Wie bei der Hautrosazea wird
die okuläre Rosazea auch zunehmend bei Kindern diagnostiziert. Die
häufigsten Symptome der Ophthalmorosazea ergeben sich aus einer
Blepharitis und dem daraus resultierenden trockenen Auge und sind daher
unspezifisch.
Hierzu gehören Fremdkörpergefühl, trockene, brennende
oder tränende Augen, sowie ein geröteter Lidrand. Bei deutlicher Störung
des Tränenfilms führt dies zu wechselnden Sehstörungen
(Verschwommensehen, erhöhte Lichtempfindlichkeit). Blepharitis (mit
Teleangiektasien am Lidrand, gelegentlich auch Chalazien oder Hordeola)
und Konjunktivitis sind die häufigsten Manifestationen der okulären
Rosazea. Gelegentlich kann ein Lid- bzw. periorbitales Ödem auftreten.
Als Folge der Blepharokonjunktivitis kommt es nicht selten zu
Korneaulzerationen mit Hornhautneovaskularisationen. Skleritis und
anteriore Uveitis sind Manifestationen [9, 33]. Speziell durch
Hornhautulzerationen mit nachfolgender - perforation kann es zu
schwersten Sehbeeinträchtigungen kommen, die eine Keratoplastik
erforderlich machen. Haut- und Augensymptome korrelieren bezüglich ihres
Ausprägungsgrades nicht und treten bei 20% der Patienten über Jahre
getrennt voneinander auf [34, 35]. Aus diesem Grund werden
Augenbeteiligungen oft übersehen. Die okuläre Rosazea stellt eine
interdisziplinäre Herausforderung dar. Sie manifestiert sich
gelegentlich schon im Kindesalter (mit und ohne Hautveränderungen der
Rosazea). Differentialdiagnosen: Bakterielle, virale und allergische
Konjunktivitiden, Phlyktänulosa, Herpes-simplex-Virus Keratitis,
Traumata.
Rosacea conglobata
Nur ein
Bruchteil der von Rosazea betroffenen Patienten entwickelt diese Form,
bei der es zu großen inflammatorischen Knoten, Plaques mit Infiltration
und Induration kommt, die im Gegensatz zur Acne conglobata nur im
Gesicht auftreten [36]. Differentialdiagnose: Acne conglobata.
Rosacea fulminans
Früher
auch als Pyoderma faciale bezeichnet, ist sie die Maximalvariante der
Erkrankung. Sie tritt akut bis perakut innerhalb von Tagen oder wenigen
Wochen ausschließlich bei jungen Frauen im Gesicht (an Stirn, Wangen und
Kinn), gehäuft in und nach der Schwangerschaft, auf. Hierbei finden
sich große, elevierte, verbackene, teils fluktuierende Knoten und
zahlreichen Pusteln. Seborrhö ist ein konstantes Merkmal dieser Form.
Das körperliche Wohlbefinden der Patientinnen ist anders als das
seelische in der Regel kaum beeinträchtigt, in seltenen Fällen wurden
Fieber und Gewichtsverlust beobachtet. Bei bakteriologischen
Untersuchungen konnten nie für die Erkrankung verantwortliche Keime
gefunden werden. Die Erkrankung neigt nicht zu Rezidiven, ihre
Pathogenese ist völlig ungeklärt [36-38].
Differentialdiagnosen: Acne
conglobata (meist Männer, längere Anamnese), Acne fulminans (männliche
Adoleszenten Krankheitsgefühl, Fieber), Bromoderm, Jododerm,
gramnegative Follikulitis.
Differentialdiagnosen: Melkersson-Rosenthal-Syndrom, solides Gesichtsödem bei Acne vulgaris, Nasennebenhöhlenerkrankungen.
Rosazea im Kindesalter
Die
Rosazea bei Kindern unterscheidet sich vom Erscheinungsbild her nicht
wesentlich von der Rosazea des Erwachsenen [43]. So kann sich die
Rosazea teleangiektatisch, papulopustulös sowie okulär manifestieren.
Sogar eine Rosacea fulminans wurde bei einem dreijährigen Mädchen
beschrieben [44]. Im Gegensatz zur Rosazea bei Erwachsenen konnte eine
Talgdrüsenhyperplasie im Sinne eines Phyms nicht beobachtet werden. Auch
bei Kindern kann die okuläre Beteiligung oft der kutanen Beteiligung
vorausgehen.
Differentialdiagnosen: Steroidrosazea, periorale
Dermatitis, granulomatöse periorale Dermatitis, systemischer Lupus
erythematodes, Acne vulgaris, Demodikosis bei immunsupprimierten
Kindern, Gianotti-Crosti-Syndrom.
Quelle: 013/065 Leitlinie Rosazea aktueller Stand: 03/2013