Naturheilverfahren bei Rosazea
Es existiert keine eindeutige und verbindliche Definition von
Naturheilkunde bzw. Naturheilverfahren. Eine Gleichsetzung mit
alternativer oder komplementärer Medizin ist insofern nicht sachgerecht,
als sich im 19. Jahrhundert eine eigenständige dogmatische Entwicklung
der Naturheilkunde ergab. Dabei stand zunächst die Kaltwassertherapie im
Vordergrund. Die von dem Bauern Vincenz Prießnitz auf dem Gräfenberg im
südschlesischen Gebirge betriebene Kaltwasseranstalt übernahm
Vorreiter- und Vorbildfunktion. Neben uns heute recht brutal
erscheinenden Kaltwasseranwendungen gab es dort auch Schwitzprozeduren
und Bewegung. Die von seinem Nachbarn Johannes Schroth entwickelte
Schrothkur war mehr auf feuchte Wärme und Restriktion der Ernährung und
wechselnde Trinkmengen ausgerichtet. Als das Interesse an der
Hydropathie in den 40er Jahren nachließ wurde in der Namensgebung das
Kaltwasser- gegen Naturheil- ausgetauscht. Zu den Naturheilverfahren
sollte demnach nicht nur kaltes und auch warmes Wasser gehören, sondern
auch Bewegung, Licht und Luft sowie gesunde Ernährung. Gegen Ende des
19. Jhs. erkannte der berühmte Pfarrer und Wasserdoktor Sebastian
Kneipp, dass man auch mit zeitlich stark verkürzten Wasseranwendungen
zum Erfolg kommt. Kneipp ist auch zu verdanken, dass mild wirksame
Heilkräuter die Naturheilverfahren ergänzten. Heute ist die Kneippsche
Lehre als ein System mit den 5 Säulen Wasser, Bewegung, Ernährung,
Kräutern und Ordnung weithin bekannt. Ordnung bzw. Lebensordnung betont
die psychischen Aspekte von Erkrankungen, bietet Anleitung und
Motivation zu einem gesunden Leben, dem richtigen Umgang mit Streß und
entsprechenden Entspannungsmethoden.
Diese 5 Säulen nach Kneipp
gehören zum Kern der so genannten klassischen Naturheilkunde;
schließlich waren Sie schon im klassischen Zeitalter den Ärzten der
alten Griechen und Römern vor über 2 Jahrtausenden bekannt. Die
Balneotherapie mit ortsgebundenen speziellen Quellen oder Schlämmen
spielte ursprünglich in der Naturheilkunde schon deswegen keine Rolle,
weil sie sich fest in der Hand der damaligen angefeindeten
„Schulmedizin“ befand.
Während Kneipp Lehm nur äußerlich anwandte,
entwickelte der Naturheiler Adolf Just Anfang des 20. Jhs. seine
spezielle Luvos® Heilerde zur innerlichen und äußerlichen Anwendung.
Heute
sind die klassischen Naturheilverfahren weitaus weniger Außenseiter als
Spezialmethoden wie Akupunktur oder Homöopathie: Größtenteils hat die
Medizin einzelne Naturheilverfahren akzeptiert und sogar in eigene
Fächer vereinnahmt: Wassertherapie und Massage spielt in der
Physikalischen Medizin eine Rolle, Bewegung ebenso und auch in der
Sportmedizin, Ernährung in der Ernährungsmedizin, und Teile der
Ordnungstherapie in der Psychosomatik. Viele Heilpflanzen sind heute von
der modernen Pharmakologie akzeptiert. Dennoch hat Naturheilkunde als
eigenes Querschnittsfach eine besondere Bedeutung, da nur dadurch der
gleichzeitige Einsatz mehrerer oder aller klassischen Naturheilverfahren
individuell angepasst für den einzelnen Patienten verfügbar wird.
Im
folgenden werden wir die Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen der
einzelnen Naturheilverfahren speziell im Hinblick auf Rosazea
darstellen.
Hydrotherapie
Heute meinen
wir mit Hydrotherapie die kalten und warmen Wasseranwendungen nach
Kneipp. Es geht vorrangig also um Temperaturreize, wie sie auch durch
warme oder kalte Auflagen und Packungen (z.B. mit Fango, Heilerde, Moor
usw) vermittelt werden. Diese wirken aber nicht nur als Temperaturreize,
sondern entfalten ebenso wie die von Kneipp verwendeten Kräuter als
Zusatz zu Waschungen, Wickeln oder Bäder spezielle Wirkungen an der Haut
und nach Resorption im ganzen Körper. Auch balneologische Anwendungen
am Kurort können so zusätzlich durch die speziellen Inhaltsstoffe der
Heilwässer wirksam werden.
Das Programm nach Kneipp besteht vor
allem aus Waschungen, Güssen, Wickeln und Bädern des ganzen Körpers oder
einzelner Körperpartien, dazu Wassertreten, Tau- oder Schneegehen.
Dabei wird das Wasser entweder nur kalt, oder auch im Wechsel von warm
und kalt oder schließlich nur warm bzw. heiß angewendet. Nach Kneipps
der damaligen Zeit entsprechenden Vorstellungen sollten die
Krankheitsstoffe dadurch aufgelöst, abtransportiert und ausgeschieden
werden, wobei Warmanwendungen vor allem bei Patienten mit unzureichender
Reaktionskraft die Vorbereitung für spätere Kaltanwendungen übernahmen.
Durch Kaltreize sollte schließlich der Körper unempfindlicher gemacht,
d.h. gegen Krankheiten „abgehärtet“ werden. Übrigens können auch
kälteempfindliche Menschen Kneippsche Kaltanwendungen vertragen –
wichtig ist, die Anwendungen zunächst nur einige Sekunden lang
anzuwenden.
Heute weiß man, dass insbesondere die kurzdauernden
Kaltanwendungen gefäßtrainierend und durchblutungsfördernd wirken. Nach
dem Kaltreiz ziehen sich die Blutgefäße der Haut zusammen und die
behandelte Haut wird zunächst blass. Wichtig für die Auslösung des
Reizes ist eine Wassertemperatur deutlich unter der peripheren
Hauttemperatur, erfahrungsgemäß unter 15 °C.
Anschließend kommt es
aber schon bald – insbesondere bei kurzdauernden Reizanwendungen zu
einer zweiten Hautreaktion: Die Haut wird stärker durchblutet und färbt
sich rosarot. Diese von Nerven und Hormonen gesteuerte „reaktive
Hyperämie“ hält einige Zeit (Minuten bis Stunden) nach der
Kaltwasseranwendung an und geht mit einem angenehmen Erwärmungsgefühl
einher. Wenn die reaktive Hyperämie nicht eintritt („Fehlreaktion“) muss
eine bessere Vorerwärmung durch Bewegung, Warmanwendungen oder Sauna
oder Bewegung oder Aufenthalt im warmen Bett nach der Anwendung
herbeigeführt werden.
Der Reiz wirkt keineswegs nur im Bereich
der behandelten Hautpartie, sondern über Nerven und Hormone auf den
gesamten Körper einschließlich der Psyche. Bei einem Kaltreiz reagiert
nicht nur die behandelte Körperpartie, sondern auch die kontralaterale
Seite: Diese „konsensuelle Reaktion“ besteht auch zwischen oberen und
unteren Extremitäten, zwischen den Extremitäten und
Blasen-Genital-Bereich sowie Hals-Nasen-Rachen-Bereich.
Um die
reaktive Hyperämie nicht zu stören, wird auf mechanisches Trockenrubbeln
nach der Kaltanwendung verzichtet. Der Patient streift das Wasser mit
der Hand ab und zieht sich wieder an oder geht zurück ins Bett. Nur die
Fußsohlen und Handflächen dürfen abgetrocknet werden.
Durchblutungsregulation
Es
leuchtet ein, dass sich die Gefäße bzw. deren Regulation durch
wiederholte Kaltanwendungen trainieren lassen. Sie „lernen“ auf den
Kaltreiz besser, d.h. zweckmäßiger, zu reagieren, und es kommt zu einer
abnehmenden Empfindlichkeit des Körpers gegen Kälte zur Abhärtung.
Dies könnte für Patienten mit Rosazea nützlich sein. Und wenn die
lokale Anwendung, der Gesichtsguss, als zu unangenehm empfunden wird,
kann man erst einmal gesichtsfern starten mit Anwendungen an den Armen
oder Beinen.
Gleichzeitig wird durch dieses Gefäßtraining die Neigung
zur Arteriosklerose herabgesetzt. Auch die durch übermäßigen
psychischen Stress verursachten Fehlregulationen der Durchblutung, oft
erkennbar an kalten Händen und Füßen, lassen sich durch wiederholte
Kaltreize günstig beeinflussen. Die Extremitätentemperatur lässt sich
bei entsprechenden Patienten nach einigen Wochen relevant steigern. Auch
der Blutdruck zeigt eine Tendenz zur Normalisierung, d.h. zu hohe und
zu niedrige Werte werden gegenläufig beeinflusst.
Abhärtung/Infektvorbeugung
Die
bereits von Kneipp beschriebene Abhärtung des Körpers durch
Wasseranwendungen konnte durch neuere Untersuchungen bestätigt werden:
Die Erkältungshäufigkeit nimmt nach regelmäßig durchgeführten
Kaltwasserreizen, z.B. in Form von „Wechselduschen“ (d.h. Kaltduschen
der Beine nach dem Warmduschen), um die Hälfte ab. Diese erstaunliche
Erhöhung der Widerstandskraft des Organismus tritt jedoch erst nach
mehrmonatiger und regelmäßiger Wasseranwendung ein. Die bessere
Infektabwehr ist vermutlich durch eine Anregung des Immunsystems sowie
eine vermehrte Durchblutung im Nasen-Rachen-Bereich bedingt. Vermutlich
bezieht sich die bessere Infektabwehr auch auf andere Infektionen,
möglicherweise auch auf Infekte im Bereich der Haut, wie sie bei manchen
Formen der Rosazea eine Rolle spielen.
Stressregulation
Womöglich
noch bedeutsamer ist die „Abhärtung gegen Stress“. Während eine
Kaltanwendung insbesondere bei unabgehärteten Menschen eine erhebliche
und für den ganzen Körper belastende Ausschüttung der Stresshormone
Adrenalin und Noradrenalin zur Folge hat, steigen diese nach einer
Kaltanwendung im Anschluss an eine mehrwöchige Kneippkur in deutlich
geringerem Ausmaße an als zuvor. Dieses Phänomen wird als Anpassung
(Adaptation) bezeichnet und ist als Training des Organismus zu werten.
Überraschend ist jedoch, dass diese Adaptation nicht nur gegen
Kaltreize, sondern auch gegen psychischen Stress und Ärger hilft: Nach
einer Kneippkur ist man gegen zu starken Stress abgehärtet! Mit einer
solchen Kreuzadaptation erklärt sich auch der umfassende Erfolg der
Kneippkur bei völlig verschiedenen Erkrankungen, wie Magengeschwüren,
Herzinfarkten oder überforderten „Nerven“, die jedoch alle eine
gemeinsame Ursache den übermäßigen Stress haben. Im Prinzip
erreicht man durch regelmäßige Kaltreize einen Teil der
gesundheitsfördernden Effekte von Sport – nur sehr viel zeitsparender!
Eine
weitere Wirkung wird oft in der ansonsten sehr umfassenden
wissenschaftlichen Literatur übersehen: Die Kaltwassertherapie hat eine
ausgleichende und stimmungsaufhellende Wirkung auf die Psyche, sodass
man damit sogar einer leichten Depression entgegenwirken kann. Dieser
Aspekt war zwar auch Kneipp bereits vor 100 Jahren bekannt, in den
letzten Jahrzehnten ist er jedoch etwas in Vergessenheit geraten.
Eventuell hängt dieser Effekt mit der Stressabhärtung zusammen,
wahrscheinlich sind aber auch weitere Stimmungsmediatoren z.B.
Endorphine beteiligt.
Warme Bäder verstärkt durch
entsprechende Kräuterzusätze verbessern den Stoffwechsel und
wirken muskelentspannend, was gerade nach dem Sport oder nach viel
Stress, aber auch bei rheumatisch veranlagten Personen nützlich ist. Mit
der damit erreichten körperlichen Entspannung geht überdies eine
psychische Entspannung und Beruhigung einher.
Für die Rosazea
kann also eine allgemeine Kneippkur eine günstige Umstimmung über
Durchblutungsregulation, Infektabwehr und Stressregulation erwartet
werden. Spezifische Effekte sind durch Anwendungen im Gesichtsbereich
denkbar. Es bleibt auszuprobieren, ob einzelne oder regelmäßige
Gesichtsgüsse dazu beitragen können, Entzündungen und Flushes bei
Patienten mit Rosazea zu mildern.
Eine äußerliche Anwendung mit
Heilerde wirkt kühlend sowie desinfizierend und austrocknend und kann
Entzündungen bzw. Erythem lindern und akneforme Hauterscheinungen
beseitigen. Bei mit Wasser angerührtem Heilerdebrei tritt keinesfalls
ein Wärmestau auf, sondern eine deutliche Kühlung durch Verdampfen des
Wassers auf. (Natürlich soll man dann keine Folien oder undurchlässige
Tücher außen anbringen.) Nach rund 30 Minuten kann die angetrocknete
Heilerde abgelöst werden. Darunter befindet sich eine reizfrei
entfettete, entkeimte und oberflächlich gepeelte Haut. Bei unangenehmer
Hautaustrocknung kann nachgefettet werden. Weniger empfehlenswert sind
Masken, der der Heilerde mit fetten Ölen angemischt ist – hier ist ein
Wärmestau nicht auszuschließen. Hervorragende Behandlungsergebnisse in
Einzelfällen motivieren uns für eine systematische Anwendungsbeobachtung
in Berlin, bei der wir eine 3malige Anwendung mit einer einmaligen
Anwendung pro Woche vergleichen.
Auflagen mit Quark wirken
ebenfalls leicht kühlend und entzündungshemmend, wirken aber kaum
austrocknend und desinfizierend. Auflagen mit Kräuterzusatz bzw. Moor
sollen im nächsten Beitrag über Heilkräuter besprochen werden.
Nach
der Darstellung von Hintergrund und Entwicklung der Naturheilkunde
sowie der Darstellung der Hydrotherapie bzw. der Kneippkur
einschließlich von Auflagen bzw. Masken mit Heilerde oder Quark sollen
hier die anderen klassischen Naturheilverfahren dargestellt werden. Im
Zusammenhang mit Rosazea sind Bewegung und Lebensordnung vor allem als
Möglichkeiten zur Stressreduktion bzw. Abhärtung gegen Stress
interessant. Ernährung und Heilpflanzen bieten eine Reihe von
Möglichkeiten gegen Rosazea. Damit sind die 5 Säulen der Kneippschen
Naturheilkunde komplett. Als wichtigsten weiteres klassisches
Naturheilverfahren wäre dann noch die Lichttherapie bzw. Sonnentherapie
(Heliotherapie) zu betrachten – allerdings verschlimmern sich meistens
die Rosazea-Erscheinungen unter Besonnung, so dass hierzu keine weiteren
Erfahrungen mit vorsichtig einschleichender Besonnung oder Bestrahlung
mit besonderen Lichtquellen vorliegen.
Fast jedem Patienten ist
der Zusammenhang seiner Rosazea-Schübe mit Stress bekannt. Stress im
negativen Sinne ist man aber durch die Umwelt ausgeliefert und kann sich
nicht so ohne weiteres entziehen, wie man das manchmal gerne möchte.
Die
Ordnungstherapie umfasst alle möglichen Verhaltensanleitungen, um den
Stress erträglicher zu machen und einen gesunden Ausgleich zu bringen –
dies bedeutet in der Praxis, dass man sich die Zeit einplant, genügend
Pausen, Freizeit und Urlaub zu haben. Darüber hinaus bringt eine
entsprechende Planung und Prioritätensetzung einen einigermaßen
strukturierten Tagesablauf mit ausreichend Schlaf und einigermaßen
geregelten Mahlzeiten. Auch wenn solche Überlegungen altmodisch
erscheinen mögen, so haben moderne Wissenschaften wie Chronobiologie auf
die Abhängigkeit vieler Körperfunktionen von entsprechenden
regelmäßigen Rhythmen nachgewiesen. Natürlich steckt der gesunde Körper
einiges weg: eine durchfeierte oder durchgearbeitete Nacht bedeutet noch
lange keine Katastrophe – aber solche Belastungen addieren sich und
irgendwann ist die Grenze der Überlastung erreicht.
Durch eine
selbstbewusste aber den Mitmenschen gegenüber freundliche Einstellung
wird viel unnötiger Stress von vornherein fern gehalten. Aber man soll
auch nicht zu große Anforderungen an sich und seine Mitmenschen stellen.
Es ist sinnvoll – evtl. mit Hilfe eines Psychotherapeuten - darüber zu
reflektieren, wie unausgesprochene Erwartungen, Hoffnungen oder Ängste
unser Handeln und Auftreten beeinflussen.
Letztendlich hängt die
Lebensordnung auch mit unserer Lebensphilosophie zusammen – welche Ziele
streben wir an und wozu leben wir eigentlich?
Zum Ausgleich gegen
Stress bieten sich zahlreiche Entspannungsmethoden an, wie Yoga-Übungen,
Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation.
Natürlich
geht eine körperliche Entspannung auch mit einer psychischen Entspannung
einher und daher ist jede Art von Bewegung, Sport und Gymnastik aus der
Bewegungstherapie auch eine Möglichkeit zur stresslindernden
Entspannung. Bei der aktuellen Wellness geht es auch gerade darum eine
psychische und körperliche Entspannung unter angenehmen Bedingungen
herbeizuführen. Eine aktive Bewegung ist jedoch genauso wie die
Hydrotherapie zunächst mit einem körperlichen Stress verbunden, dem
automatisch eine gegenregulatorische Entspannung folgt. Wird dies
einigermaßen regelmäßig betrieben erreicht man damit nicht nur eine
regelmäßige Entspannung sondern auch eine zusätzliche Abhärtung gegen
Stress. Hierfür bedarf es nicht so viel Aufwand wie die Sportmedizin
empfiehlt (nämlich mehrfaches wöchentliches Dauertraining über je
mindestens ½ Stunde), sondern es genügen auch kurze Belastungen wie
schnelles Treppenlaufen oder rasches Sprinten bis man außer Atem kommt.
Für denjenigen, der solche Belastungen nicht mag, ist aber selbst der
gesundheitsfördernde Effekt von Spazierengehen nicht zu
bestreiten.
Die Ernährung ist für die Gesundheit
unumstritten wichtig. Die moderne Ökotrophologie bestätigt die
naturheilkundliche Bevorzugung einer vegetarisch orientierten
vollwertigen Kost mit möglichst wenig „verkünstelten“ Lebensmitteln.
Übergewichtige müssen dabei die Kalorien im Auge behalten und daran
denken, dass auch in Getränken, besonders auch dem Alkohol viele
Kalorien stecken. Im Hinblick auf Entzündungsvorgänge, wie sie auch bei
Rosazea vorkommen, ist eine Reduktion der Zufuhr von Arachidonsäure (vor
allem in Schweinefleisch) anzustreben. Natürliche Gegenspieler sind
ungesättigte Fettsäuren, vor allem die Omega-Fettsäuren aus Fisch. Dazu
brauchen Patienten mit chronischen Entzündungen ausreichend
radikalfangende Vitamine (A, C, E) sowie Spurenelemente (Magnesium und
Selen). Flavonoide sind radikalfangende Naturstoffe, die keineswegs nur
im Rotwein vorkommen, sondern auch beispielsweise in fast allen Gemüsen,
Zwiebeln und im grünen Tee (und in allen möglichen Heilpflanzen).
Insgesamt
ist zu bedenken, dass bei chronisch entzündlichen Erkrankungen oft das
Immunsystem insgesamt belastet ist; wegen dem engen Zusammenhang
zwischen Darm und Immunsystem ist daher insgesamt auf eine gesunde
Verdauung zu achten. In der Naturheilkunde legt man durch eine
entsprechende Ernährung großen Wert auf einen regelmäßigen Stuhlgang.
Besonders
ausgesucht Heilpflanzen können nachgewiesenermaßen bei ausgezeichneter
Verträglichkeit günstige Wirkungen auslösen. Im Unterschied zu chemisch
definierten Arzneimitteln wird diese Besonderheit durch die Vielzahl an
Inhaltsstoffen in der Pflanze erklärt, die als natürliches
Substanzgemisch die besonders sanften und nebenwirkungsarmen Effekte
auslösen sollen.
Bei verschiedenen Erkrankungen mit
Entzündungsneigung, z.B. bei rheumatischen Erkrankungen nehmen die
Patienten langfristig innerlich Heilpflanzen ein, welche die
Entzündungsbereitschaft des Organismus dämpfen (ähnlich wie Kortison,
jedoch ohne dessen unerwünschte Wirkungen). Dies sind vor allem
Weidenrinde, Brennnessel und Weihrauch. Während Weihrauchpräparate in
Deutschland noch nicht als Arzneimittel zugelassen sind, werden Kuren
mit Brennnesselblättern (als Salat, Saft, Tee oder Tabletten)
traditionell zur sog. Blutreinigung angewendet. Neuerdings hat man stark
entzündungshemmende Stoffe in den Brennnesselblättern gefunden und
günstige Erfahrungen bei rheumatischen Erkrankungen gemacht. Weidenrinde
enthält ähnliche entzündungshemmende Substanzen wie im Aspirin®.
Allerdings sind die Mengen in einem Tee um Größenordnungen niedriger.
Auch in Extraktzubereitungen sind die Mengen immer noch verhältnismäßig
niedrig. Neuerdings erklärt man die nachgewiesenen Wirkungen bei
rheumatischen Erkrankungen zusätzlich durch andere Stoffe aus der Gruppe
der Flavonoide. Der Extrakt Proaktiv® enthält besonders hohe Mengen an
Salicin und an Flavonoiden und verspricht daher eine besonders gute
entzündungshemmende Wirkung bei ausgezeichneter Verträglichkeit.
Für
den innerlichen Gebrauch als zu schwach, aber bei Hautentzündungen
lokal durchaus wirksam ist Kamille. Weitere Pflanzen zur lokalen
Anwendungen direkt an der Haut in Form von Salben, Cremes und Gel sind
Arnika und Ringelblume. Bei Arnika soll man wegen der Gefahr der
Allergisierung nur die diesbezüglich günstigere Arnika-Sorte spanischer
Herkunft verwenden, wie sie in Kneipp Arnika-Salbe® enthalten ist.
Eine Reihe von ätherisch-Öl-Pflanzen wirken stark keimhemmend, wir
bevorzugen im Hautbereich das Thymianöl, welches aber nur verdünnt
eingesetzt werden darf, um Hautreizungen zu vermeiden. Thymainöl wirkt
ähnlich wie das weniger gut untersuchte Teebaumöl günstig bei Akne
vulgaris und könnte statt einem Antibiotikum angewendet werden.
Zur
Rückfettung eignen sich pflanzliche Öle, besonders interessant ist das
reich an der ungesättigten Fettsäure Gamma-Linolensäure reiche
Nachtkerzenöl, welches bei endogenem Ekzem sowohl innerlich als auch
äußerlich angewendet wird.
Leider gibt es keine Studien speziell
zu Heilpflanzen bei Rosazea. Andererseits ist je nach Form und
Erscheinungsbild bei Externa die richtige Darreichungsform wichtig, so
dass man durchaus verschiedene pflanzliche Produkte ausprobieren sollte –
oder sich von einem versierten Arzt individuelle Rezepte geben lässt.
Buchempfehlung zur Phytotherapie:
Handbuch der Klosterheilkunde
und
Das große Buch der Klosterheilkunde
Autor: B. Uehleke, Berlin
von Johannes Gottfried Mayer, Bernhard Uehleke und Pater Kilian Saum von ZS Verlag Zabert Sandmann GmbH